(FK) Fotoretusche hat bestimmt schon jeder einmal gesehen, vielleicht unbewusst, auf einem Hochglanzmagazin (Bildzeitschrift).
Nahezu jedes Foto einer Schönheit oder Prominenz auf der Titelseite eines Magazins ist retuschiert. Kleine Pickel werden entfernt, die Haut geglättet, Falten zu Fältchen „gebügelt, gelbliche Zähne und rötliche Augäpfel aufgehellt, die Augenpartien betont, Schatten belichtet, Glanzlichter abgedunkelt, graue Haare getönt und einiges mehr, das über eine übliche Bildbearbeitung weit hinausgeht.
Diese Verfahren nennt man Glamour- oder Beauty-Retusche.
Aber nicht nur in den Bildern der Hochglanzmagazinen finden sich Retuschearbeiten, sondern auch in Industriefotos und Produktfotos.
Soll zum Beispiel ein Auto das draussen in der freien Natur fotografiert wurde, in einem Katalog erscheinen und aussehen als wäre es im Studio fotografiert worden, ist einiges an Retuschearbeit von nöten. Alleine die Dreckspritzer und Spiegelungen der Umgebung machen da schon viel Arbeit.
Doch auch ein Hauseingang eines Ladengeschäftes oder Büros sieht ohne Grafiti sicher besser aus. Ein Produktfoto ohne störenden Hintergrund kommt besser zur Geltung, aus einer benutzen Maschine wird eine Nagelneue.
Beispiel für eine Portraitretusche, die den natürlichen Charakter beibehält und nicht überdeckt:
Die Gesichtshaut hat eine natürliche Struktur und leider mit zunehmendem Alter vermehrt Flecken und Unebenheiten. Die Unebenheiten und Flecken werden entfernt oder farblich angepasst ohne die Hautstruktur zu überdecken. Mit einem Glättungsfilter ist es nicht getan, da würde die Haut unnatürlich glatt und wie aus Wachs aussehen. Deshalb wird Hautpigment für Hautpigment bearbeitet bis die Haut eben und rein aussieht. Wichtig dabei, natürliche Schönheitsmerkmale (wie bei Model Cindy Crawford) und Sommersprossen dürfen nicht entfernt werden, da sie zum Charakter dazu gehören.
Schatten in tiefen Falten und Gruben können soweit aufgehellt werden, dass die Gesichtszüge glatter wirken. Um die Nase herum und und im Wangenbereich muss vorsichtig mit dem Schatten umgegangen werden, da eine Aufhellung hier die Gesichtszüge verändert. Manches Gesicht wirkt buchstäblich platt weil der Nasenschatten zu sehr retuschiert wurde.
Ist die Haut zu sehr fleckig und uneben, kann ein wenig mit dem Weichzeichner (Gauss) gearbeitet werden. Besondere Strukturen an denen die Weichzeichnung auffallen würde, werden ausgespart (wie Nasenlöcher, Lippen, Augenwimpern, …).
Bild1: unretuschiert Bild2: retuschiert
Die Augenpartie muss unbedingt von jedem Glättungsversuch ausgenommen werden. Die Strukturen sind zu fein und ein Weichzeichner würde sofort unangenehm auffallen. Im Gegenteil wird die Augenpartie sogar leicht geschärft und der Kontrast ein wenig erhöht.
Oft sind die Augen nicht so weiss wie gewünscht und etwas dunkel ausgeleuchtet, deshalb wird die Augenpartie leicht nachbelichtet und das Weiße etwas aufgehellt. Die Wimpern werden besonders betont und falls die Augenfarbe zu trübe ist, kann diese auch nachbelichtet und gesättigt werden.
Im Ganzen kommt es auf die Dosierung an, so dass es im Portrait noch natürlich aussieht und nicht überproportional herausgeputzt.
Bild3: Augen natur Bild4: Auge retuschiert
Falten und fleckige Haut am Kinn, Hals und Dekoltee lassen die schönste Dame schnell älter aussehen als sie vielleicht ist. Diese Partie darf auch nicht mit dem Weichzeichner glatt gebügelt werden, sondern es wird ebenso gearbeitet wie in den Gesichtspartien.
Kinn- und Halsfalten kann man sehr gut glätten, indem die Schatten der Falten aufgehellt und die Glanzlichter abgedunkelt werden. Dabei geht man mit ruhiger Hand vor, um die Linie genau nachzuarbeiten. Die Falten sollen nicht alle ganz verschwinden, besonders die großen tiefen Falten nicht. Sie dürfen lediglich flacher aussehen, nicht so tief eingegraben, sie gehören zum Charakter.
Ungleiche Sonnenbräune hinterlässt oft eine fleckige, um nicht zu sagen, scheckige Haut auf dem Dekoltee. Oft handelt es sich um rötliche Verfärbungen. Diese kann man eingrenzen (Markieren) und mit der Farbanpassung partiell den Rot-Ton herunterfahren bis es zur Umgebung passt. Mit einem sehr sanften Parbpinsel kann man die helleren Partien leicht farblich überdecken, so dass sich im Portrait ein gleichmässiger Teint ergibt.
Bild5: Hals natur Bild6: Hals retuschiert
Achten Sie auf diese Details, wie Hautflecken, Falten, Glanzlichter, Augen und Mund, dort fällt die Retusche-Arbeit am ehesten auf.
Aus einer 40-Jährigen muss kein 17-jähriges Mädchen gemacht werden, das ist auch nicht Sinn meiner Portraitretusche. Es genügt meistens vollkommen, kleine Schönheitsfehler auszubügeln und Unzulänglichkeiten des Fotos nachzubessern.
Je besser die Vorlage ist, also bei der Fotoaufnahme die Person ausgeleuchtet, geschminkt und frisiert war, desto leichter und kürzer fällt die Retusche aus und umso besser wird das Ergebnis. Manchmal genügen 10 Minuten, manchmal sind es mehrere Stunden. Die Unterschiede sind extrem, je nach Vorlage. Krasser Fall wäre eine harte und seitliche Beleuchtung mit gefärbtem Licht, so dass die Gesichtshaut wie eine Kraterlandschaft aussehen würde und die Kontraste zu hoch. Manchmal ist es unmöglich, ein wirklich gutes Ergebnis zu erzielen, da „RGB 24bit“ nur pro Farbe 256 Abstufungen zur Verfügung stellt.
Da ist es besser, nochmal ein Foto zu machen als mit einem schlechten Ergebnis nach stundenlanger Arbeit immer noch unzufrieden zu sein.
2 Kommentare zu Foto-Retusche